Zahnschmerzen bei Katzen – nein danke!
Viele Katzenbesitzer unterschätzen die Wichtigkeit gesunder Zähne bei ihrem Tier. Dabei leiden gerade Katzen besonders häufig unter Zahnerkrankungen und folglich Zahnschmerzen. In diesem ersten Teil, unserer mehrteiligen Reihe, unseres Zahn-Blogs gehen wir genauer auf FORL, eine der häufigsten Katzenkrankheiten ein.

Zahnprobleme sind häufig – und häufig unterschätzt
Zahnerkrankungen sind bei Katzen sehr häufig: laut Studien leiden bis zu drei Viertel aller Katzen an Zahnerkrankungen. Früher oder später ist also fast jede Katze in ihrem Leben einmal davon betroffen.
Leider sind unsere pelzigen Freunde Meister darin, ihre (Zahn-) Schmerzen zu verstecken. Und das hat auch einen guten und simplen Grund: wer in der Wildnis nicht frisst, stirbt. Deshalb hören Katzen oft auch mit massiven Zahnschmerzen nicht auf zu fressen. Für uns als Besitzer ist das schwer nachvollziehbar, und umso grösser dann auch der Schock, wenn das Ausmass der Erkrankung beim Tierarztbesuch plötzlich ans Licht kommt.
Hier sind einige Symptome für eine mögliche Zahnerkrankung bei deiner Katze:
- Maulgeruch
- Speicheln
- Gerötetes Zahnfleisch
- Von Zahnfleisch überwucherte oder abgebrochene Zähne (typisch für FORL)
- Verändertes Fressverhalten*:
- Bevorzugung von weichem oder hartem Futter
- Reduzierte oder erhöhte Futteraufnahme
- Hastiges Fressen, besonders nach langem Umhergehen um den Futternapf
- Schlingen des Futters
- Fallenlassen von
- Reiben am oder im Maul mit den Pfoten; Kopfschütteln
- Beissen auf harten oder unüblichen Gegenständen
- Schmerzen oder Aggression bei Berührung in Kopfnähe
- Rückzug, Aggression, vermindertes Spielverhalten
*Beim Fressverhalten ist die allmähliche oder plötzliche Veränderung das wichtigste Merkmal. Alle oben aufgelisteten Fressverhalten können auch völlig normal sein, wenn deine Katze schon immer so gefressen hat.
Aber Achtung, bitte nicht vergessen: die klassische Katze mit Zahnproblemen zeigt wenig bis gar keine Symptome!
FORL – die gefürchteten vier Buchstaben
Wer als Katzenhalter noch nie von «FORL» gehört hat, darf sich ein Glückspelz nennen. Die Abkürzung FORL beschreibt dabei eine fortschreitende Erkrankung der Zähne, bei der sich das Gewebe des Zahns – besonders im Bereich der Zahnwurzel – auflöst und abgebaut wird.
Rund die Hälfte aller Katzen sind nämlich von dieser katzentypischen Krankheit betroffen - und entgegen manchen Behauptungen im Internet kommt diese Erkrankung auch oft bei in der Wildbahn lebenden Katzen, inklusive grosser Raubkatzen, vor.
Ein kurzer Ausflug zur Namensgebung: RL (kurz für «resorptive Läsionen») ist die neuere Bezeichnung für die immer noch geläufige Abkürzung FORL (kurz für «feline odontoklastische Läsionen»). Beide Abkürzungen bezeichnen die gleiche Krankheit.
Bei der FORL entstehen Löcher in den Zähnen. Die Erkrankung ist so schmerzhaft für Katzen, dass viele sogar in Narkose vor Schmerzen noch mit den Zähnen klappern, sobald man dieLöcher berührt. Trotzdem gilt auch hier: auch erstaunlich viele an FORL erkrankte Katzen zeigen kaum Symptome.
Auslöser von FORL
Die Ursachen für die Entstehung der Erkrankung sind bisher noch nicht eindeutig identifiziert. Neuere Untersuchungen vermuten eine Störung im Kalzium-Gleichgewicht. Vermutlich spielen jedoch viele weitere Faktoren eine Rolle, unter anderem zum Beispiel:
- Genetische Veranlagung (familiäre Häufung)
- Rasse (rassenbedingte Häufung)
- Virale Erkrankungen
- Chronische Entzündungen im Maul
- Stress
Diese Auslöser aktivieren im Katzenmaul die sogenannten Odontoklasten: das sind körpereigene Zellen, die die Zähne abbauen. Dabei handelt es sich um eine Überreaktion des Immunsystems. Die FORL ist also eine Autoimmunerkrankung, bei dem das Immunsystem den eigenen Körper angreift.
Da Bakterien nicht die Verursacher der Löcher in den Zähnen sind, handelt es sich nicht um Karies. Der oft gehörten Begriff «Katzenkaries» irreführend : man kann der Krankheit nämlich mit Zähneputzen nicht entgegenwirken.

Wie kann ich FORL bei meiner Katze behandeln?
Und somit kommen wir auch schon zum nächsten ernüchternden Punkt: die Krankheit ist nicht aufhaltbar. Die einzige Therapie ist das Ziehen der betroffenen Zähne. Schmerzmedikamente und Entzündungshemmer können zwar vorübergehend die Schmerzen lindern und zum Beispiel die Zeit bis zu einer Operation überbrücken, stellen jedoch keine langfristige Lösung dar.
Die Zähne werden der Katze in einer Vollnarkose gezogen. Selbstverständlich wird dabei gleichzeitig auch allfälliger Zahnstein entfernt. Da die Krankheit an den Wurzeln beginnt, gehört zu jeder FORL-Abklärung Röntgenbilder des gesamten Gebisses, welche in der gleichen Narkose angefertigt werden können. Es kann durchaus sein, dass von aussen völlig «gesunde» Zähne bereits befallen sind und deshalb gezogen werden müssen.
Da die Krankheit schleichend fortschreitet, befällt sie oft im Verlaufe der Zeit weitere Zähne, sodass der typische «FORL-Patient» mehrere Zahnoperationen im Abstand von etwa einem bis mehreren Jahren braucht. Im Extremfall müssen der Katze sogar direkt oder im Laufe der Jahre alle Zähne gezogen werden.
Was kann man gegen Zahnschmerzen bei Katzen machen?
«Nicht heilbar», «alle Zähne ziehen» und «fortschreitende Krankheit» klingt alles nicht gerade ermutigend. Und es ist wahr, dass von FORL betroffene Zähne nicht geflickt oder auf einem anderen Weg gerettet werden können.
Dennoch gibt es einige Dinge, die du tun kannst, um deiner Katze zu helfen:
- Auf subtile Veränderungen im (Fress-) Verhalten achten
- Bei plötzlich starkem Maulgeruch den Tierarzt aufsuchen
- Regelmässige Zahnkontrollen in der Tierarztpraxis, auch wenn du deine Katze nicht (mehr) impfen lässt
- Zahnstein regelmässig entfernen lassen (Zahnstein verursacht eine Entzündung im Maul, welche wiederum die FORL begünstigt)
- Und am wichtigsten: betroffene Zähne ziehen lassen!
Denn die erste gute Nachricht lautet: durch das Ziehen der betroffenen Zähne verschwinden auch die Schmerzen. Der Katze kann also durchaus geholfen werden. Die zweite gute Nachricht ist, dass unsere Fellnasen erstaunlich gut ohne Zähne klarkommen.

Narkosen für Katzen beim Zähneziehen?
Manche Katzenbesitzer warten aus Angst vor der Narkose oder aus einem schlechten Gewissen viel zu lange, bis sie ihre Katze zum Tierarzt bringen. Ein schlechtes Gewissen ist unangebracht: dich als Besitzer trifft keine Schuld an der Erkrankung, und du kannst ihr auch nicht vorbeugen oder sie verhindern. Selbst wenn du alles richtig machst, kann deine Katze an FORL erkranken. Oder anders gesagt: falsch wäre nur, nichts zu tun.
Die Angst vor der Narkose ist verständlich und nicht völlig unbegründet. Denn selbst bei der perfekten Narkose kann leider immer etwas passieren. Das Risiko eines Narkosezwischenfalls ist mittlerweile aber auch in der Tiermedizin niedriger dank fortschrittlicherer Medikamente, besserer Narkoseüberwachungsmöglichkeiten und moderneren Narkosegeräten. In der Regel gilt: je früher die Narkose gemacht wird, desto besser. Denn nicht nur hat das Alter und die allgemeine Gesundheit deiner Katze einen Einfluss auf das Narkoserisiko, sondern auch die Zahngesundheit selber.
Sollte die Krankheit nämlich lange unbehandelt bleiben, kommt es zu einer immer stärkeren Entzündung im ganzen Maul. Ganz unabhängig von den Schmerzen, die das verursacht, sind chronische Entzündungen für den Körper eine Belastung. Kurz: je länger zugewartet wird, desto höher wird das Narkoserisiko.
Übrigens: lässt man die FORL ganz unbehandelt, können die Folgen nicht nur für die Maulhöhle schwerwiegend sein, sondern für den ganzen Organismus. So kann die Entzündung auf den Kieferknochen übergreifen, via Blutbahn können Herz und Niere durch abgeschwemmte Bakterien in Mitleidenschaft gezogen werden oder es kommt gar zu einer Blutvergiftung.
Meine persönlichen Erfahrungen als Tierärztin mit Katzen und Zahnproblemen
In meiner mehrjährigen Praxistätigkeit als «Tierzahnärztin» und auch aus eigener Erfahrung als Katzenmama eines «FORL-Katers» kann ich sagen, dass es diesen Katzen nach dem Ziehen der Zähne immer viel besser geht. Selbst wenn vor der Zahnoperation keine grossen Symptome sichtbar waren, verbessert sich die Lebensqualität dieser Katzen deutlich.
Ich habe schon von dutzenden, teils anfangs skeptischen, Katzenbesitzern nach der Zahnoperation so schöne Geschichten gehört. Die Katze hatte plötzlich wieder Freude am Spielen und Umherspringen, sie lässt sich wieder streicheln, zu Menschen und anderen Katzen wurde sie zutraulicher und wirkt um Jahre jünger. Kurz: dass sie ihr Katzenleben wieder in vollen Zügen geniessen kann.
Deshalb gilt immer: lieber keine Zähne als schmerzende Zähne!

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