Kastration beim Hund - Vor-& Nachteile, optimaler Zeitpunkt & Ablauf
Die Entscheidung, ob ein Hund kastriert werden soll, gehört zu den bedeutendsten im Leben verantwortungsvoller Halter:innen. Sie betrifft nicht nur Gesundheit und Verhalten des Tieres, sondern hat auch ethische, medizinische und finanzielle Aspekte. In diesem Beitrag möchten wir dir helfen, diese Entscheidung fundiert zu treffen.

Was ist eine Kastration – und wie läuft sie ab?
Unter einer Kastration versteht man die chirurgische Entfernung der hormonproduzierenden Keimdrüsen – bei Rüden die Hoden, bei Hündinnen die Eierstöcke (in manchen Fällen auch die Gebärmutter). Ziel ist die dauerhafte Unfruchtbarkeit und die hormonelle Umstellung des Körpers. Selten wird beiHündinnen auch nur die Gebärmutter entfernt und die Eierstöcke im Körperbelassen.
Der Eingriff erfolgt immer unter Vollnarkose. Bei Rüden werden die Hoden durch einen Schnitt im Bereich hinter dem Penisschaft entfernt, bei Hündinnen wird ein Schnitt in die Bauchdecke gesetzt. Die Dauer des Eingriffs variiert je nach Geschlecht, Gesundheitszustand und Gewicht des Hundes – in der Regel zwischen 30 und 90 Minuten. Der Hund darf meist am selben Tag wieder nach Hause.
Anschliessend beginnt die Heilungsphase: Der Hund braucht Ruhe, die Operationswunde muss sauber gehalten werden, und ein Lecken an der Narbe ist unbedingt zu vermeiden.
Wichtig: Kastration ist ein operativer Eingriff unter Vollnarkose
Auch wenn die Kastration ein Routineeingriff ist, sollte sie nicht unterschätzt werden. Jede Narkose birgt Risiken – besonders bei älteren Hunden oder solchen mit Vorerkrankungen. Deshalb ist vor der Operation eine gründliche tierärztliche Untersuchung notwendig. Dabei werden Herz, Kreislauf und mögliche Vorerkrankungen überprüft. Blutuntersuchungen oder ein Herzultraschall können im Einzelfall sinnvoll sein.
Wann ist eine Kastration sinnvoll?
In bestimmten Fällen ist eine Kastration medizinisch notwendig – z. B. bei Hodentumoren, Kryptorchismus (nicht abgestiegene Hoden) oder einer Gebärmutterentzündung.
Eine Kastration kann aber auch sinnvoll sein, wenn eine Hündin unter den Symptomen der Läufigkeit leidet oder die Gefahr besteht, dass der Rüde ungewollt eine Hündin decken kann. In nicht-medizinischen Fällen muss immer individuell abgewogen werden, ob die Kastration wirklich die Lösung des Problems ist. Dein Tierarzt oder Deine Tierärztin hilft dir, die beste Entscheidung für deine Fellnase zu treffen.
Mögliche Vorteile einer Kastration
- Verhinderung ungewollter Trächtigkeit
- Kein Stress durch die Läufigkeit oder Scheinträchtigkeit
- Weniger Streunen und Weglaufen
- Kann Aggressionspotenzial gegenüber Artgenossen verringern
- Kann Revierverhalten wie z. B. Markieren reduzieren
- Vorbeugung hormonbedingter Erkrankungen wie Hodenkrebs, Gebärmuttervereiterung oder Brustkrebs
Mögliche Nachteile einer Kastration
- Veränderung des Stoffwechsels → erhöhtes Risiko für Übergewicht
- Potenzielle Wesensveränderungen wie Unsicherheit oder Reizbarkeit
- Fellveränderungen
- Höheres Risiko für Inkontinenz, v. a. bei Hündinnen (>20 kg Körpergewicht)
- Risikoorthopädischer Probleme bei zu früher Kastration
- Höheres Risiko für Prostatakrebs
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Brustkrebs-Risiko bei Hündinnen
Brustkrebs (Mammatumor) ist der häufigste Tumor bei Hündinnen. Eine Entfernung der Knoten erfordert meist eine aufwendige Operation.
Bis zu 25 % aller nicht kastrierten Hündinnen entwickeln im Laufe ihres Lebens einen Mammatumor, von denen 20–50 % bösartig sind. Die Entstehung solcher Tumoren steht in engem Zusammenhang mit der Wirkung von Reproduktionshormonen. Eine frühe Kastration hat einen deutlich präventiven Effekt: Wird die Hündin vor der ersten Läufigkeit kastriert, sinkt das Risiko für die Entwicklung eines malignen Mammatumors um 99,5 %. Erfolgt die Kastration zwischen der ersten und zweiten Läufigkeit, reduziert sich das Risiko immer noch um 92 %. Nach diesem Zeitraum verliert die Kastration ihren vorbeugenden Einfluss weitgehend.
Literatur: Hashimoto et al. 2002; Gal et al. 2004; Kirpensteijn & Rutteman 2006; Dorn et al. 1968; Moulton et al. 1986; Schneider et al. 1969.
Der richtige Zeitpunkt
Die Geschlechtsreife tritt bei Rüden etwa zwischen dem 6. und 12. Lebensmonat ein, bei Hündinnen zwischen dem 7. und 14. Monat. Bei Hündinnen wird häufig empfohlen, ca. drei Monate nach der ersten Läufigkeit zu kastrieren – vorausgesetzt, keine medizinischen Gründe sprechen dagegen. Rüden werden frühestens mit sechs Monaten kastriert, bei grösseren Rassen oft später, da ihre körperliche Entwicklung länger dauert.
Ihr Tierarzt kann Sie individuell beraten, wann der Eingriff sinnvoll und sicher ist.
Kastration ist kein Ersatz für Erziehung
Viele Halter:innen hoffen, dass ihr Hund durch eine Kastration ruhiger oder einfacher im Umgang wird. Doch eine Kastration ist kein Allheilmittel für Verhaltensprobleme und ersetzt keine fundierte Erziehung oder Verhaltenstherapie.
Aggression, Ängstlichkeit, übermässiges Bellen oder Unsicherheit haben häufig Ursachen, die nicht hormonell bedingt sind. Eine Kastration allein wird diese Probleme meist nicht lösen. Lassen Sie sich bei Verhaltensfragen idealerweise von erfahrenen Hundetrainern oder Verhaltenstherapeuten unterstützen.
Hormonelle Kastration auf Probe: Die reversible Alternative
Wenn Sie noch unsicher sind, ob eine Kastration die richtige Entscheidung ist, gibt es die Möglichkeit mit einem sogenannten Kastrations-Chip („Suprelorin®“-Implantat) die Wirkung einer Kastration vorübergehend zu „testen“. Das Implantat reduziert die Libido und den Testosteronspiegel bei Rüden für sechs bis zwölf Monate. Die Wirkdauer ist individuell unterschiedlich. So können Sie beobachten, wie sich Ihr Hund ohne Hormone verhält – ganz ohne irreversiblen Eingriff. Aktuell ist diese Methode nur für Rüden zugelassen.
Was kostet eine Kastration?
Die Kosten variieren je nach Tierarztpraxis, Geschlecht und Gewicht des Hundes:
- Rüde: ca. 400–600 CHF
- Hündin: ca. 700–900 CHF
Hinzu kommen ggf. Kosten für Voruntersuchung, Medikamente, Nachsorge oder stationären Aufenthalt bei Komplikationen.
Warum eine Hundeversicherung sinnvoll ist
Eine gute Hundeversicherung beteiligt sich auch an Kosten für präventive Behandlungen um Krankheiten vorzubeugen und ein langes und gesundes Leben zu fördern. Die Unfall-& Krankenversicherung von Calingo schützt dich vor hohen unerwarteten Kosten und gibt dir die Sicherheit, im Ernstfall schnell und umfassend handeln zu können.
Fazit: Kastration ist keine Standardlösung – sondern eine individuelle Entscheidung
Ob und wann dein Hund kastriert werden sollte, hängt von vielen Faktoren ab: Gesundheitszustand, Verhalten, Lebensumstände und medizinische Risiken. Nehme dir die Zeit für eine fundierte Entscheidung – gemeinsam mit deiner Tierärztin oder deinem Tierarzt.
Bei Hündinnen wird häufig empfohlen, ca. drei Monate nach der ersten Läufigkeit zu kastrieren – vorausgesetzt, keine medizinischen Gründe sprechen dagegen. Rüden werden frühestens mit sechs Monaten kastriert, bei grösseren Rassen oft später, da ihre körperliche Entwicklung länger dauert.Ihr Tierarzt kann Sie individuell beraten, wann der Eingriff sinnvoll und sicher ist.
Ja, eine Kastration kann das Verhalten Ihres Hundes verändern, aber das Ausmass hängt vom individuellen Hund ab und ist oft nicht die Lösung für Verhaltensprobleme, die nicht direkt mit dem Sexualtrieb zusammenhängen.
Nein, eine Kastration meines Hundes ist in der Schweiz gesetzlich nicht vorgeschrieben.
Nach der Kastration braucht dein Hund vor allem Ruhe und Schonung – vermeide Springen, Toben und lange Spaziergänge. Achte darauf, dass er nicht an der Wunde leckt (Body oder Halskragen) und kontrolliere die Narbe täglich. Medikamente gibst du wie verordnet, und bei Auffälligkeiten solltest du sofort den Tierarzt kontaktieren.
Von Haustiereltern für Haustiereltern
Die Gesundheit deiner Fellnase ist unser Job
